AKTUELLES
Bildungsfahrt nach Schlesien
Am 22. April diesen Jahres starteten Mitglieder des Heimatverein Wellerswalde zu einer Bildungsfahrt nach Kottwitz in Schlesien. Geplant war die Reise schon für 2020, aber Corona machte uns einen Strich durch unser Vorhaben. Aber in diesem Jahr sollte es klappen.
Ein sehr großen Teil unserer Wellerswalder Einwohner stammt aus Kottwitz, bzw. hat Kottwitzer Vorfahren. Oder sie stammen aus einem Nachbarort der zum Kirchspiel Kottwitz gehörte. Vor Jahren hatte uns Herbert Meißner, ein ehemaliger Kottwitzer der für seine Heimat buchstäblich brannte, eine handgezeichnete Ortskarte mit allen Häusern, Gehöften und Wegenamen überlassen. Unser Interesse war groß diesen Ort kennenzulernen.
So ging es am Sonnabendmorgen um 6.30 Uhr in Wellerswalde los. Nach drei Stunden kamen wir in Kottwitz an. Da ich uns beim Pfarrer angemeldet hatte wurden wir schon erwartet. Anna, die gegenüber der Kirche wohnte empfing uns, denn sie sprach ein wenig deutsch. Im Laufe der Zeit stießen noch einige Herren dazu. Wir wurden in die jetzt katholische Kirche geführt und konnten das Gebäude in dem von einigen von uns Mutter oder Vater getauft bzw. konfirmiert wurden, besichtigen. Auch die alte Schule oberhalb der Kirche steht noch, sie dient jetzt aber als Wohnhaus. Im danebengelegenen ehemaligen Pfarrhaus wurden wir zu einer Kaffeepause eingeladen. Die neue junge Generation der jetzigen Kottwitzer (jetzt Kotowice) zeigte großes Interesse an der Geschichte des Ortes und fragte nach alten Bildern aus dem Ort. Natürlich kamen wir nicht mit leeren Händen. Zwei Hefter mit Kopien von Häusern und einige alte Ansichtskarten konnten wir übergeben. Nach dem Kaffee führte unser Weg zum alten Friedhof. Die Reste eines alten Torhauses waren noch zu sehen und einige große Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert von ehemaligen Rittergutsherren. Weiter ging es die Dorfstrauße hinauf zum Gut meiner Großeltern väterlicherseits. Das Wohnhaus und ein Nebengebäude waren noch erhalten. Unweigerlich musste ich an meinen Vater denken, der damals seine Zimmermannslehre gerade abgeschlossen hatte und mit 17 Jahren zum Reichsarbeitsdienst musste und 1944 noch in den Krieg. Ein Beckendurchschusses brachte ihn ins Lazarett und später in Gefangenschaft. Mit 42 Jahren besuchte er seinen Heimatort das erste Mal wieder.
Unser Weg ging weiter zum Rittergut Oberhof. Das Schloss haben die Russen schon 1945 abgebrannt aber einige Gebäude vom Nebengelass sind noch zusehen bzw. bewohnt.
Hier wohnten Hofmanns, Kusches und Lerchsteins. Alle waren auf dem Gut beschäftigt und alle kamen sie nach Wellerswalde. Über einen Feldweg oberhalb des ehemaligen Oberhofes kamen wir zum "neuen" Friedhof. Einige wenige deutsche Grabsteine waren noch zu finden.
Der jetzt katholische Friedhof ist sehr gepflegt und alle Gräber sind reichlich mit Kerzen und Blumen geschmückt. Unser Weg führte uns zurück zum Dorfplatz, da wo einst der Gasthof Petschel und die Fleischerei Fiedler waren.
Zdzislaw Muniak, er war unser Ansprechpartner, spricht etwas deutsch und hat uns die ganze Zeit begleitet. Er lud uns allesamt zum Essen zu sich nachhause in Neuwaldau (Dragowina) ein. Die gesamte Familie überraschte uns mit einer Gastfreundlichkeit die wir so nicht erwartet haben und für die wir uns herzlich bedanken.
Gunter Röhr